Architektur- und Parklandschaft
Der Olympiapark ist eine Symbiose aus baulichen Anlagen, Topografie und Landschaftsarchitektur mit kurzen Wegen. Die Grenzen von Innen und Außen, Architektur und Landschaft verschwimmen. Durch diese damals innovativen Ansätze entstand eine neue Gestaltungsprache, welche die Wertvorstellungen der späten 1960er-Jahre vertritt. Sie steht für den Wandel von Wirtschaftswachstum und Orientierung an technischem Fortschritt nach dem Zweiten Weltkrieg hin zu einer durch den menschlichen Maßstab geprägten Bauweise. Damit ist das Kriterium der UNESCO erfüllt, das besagt, dass ein Welterbe ein herausragendes Beispiel eines Gebäudes, eines architektonischen oder technologischen Ensembles oder einer Landschaft darstellen soll, das bedeutend für die Menschheitsgeschichte sind.
Orientierung am Menschen
Verknüpft mit den Attributen Offenheit und Transparenz steht der Olympiapark für Teilhabe und Selbstbestimmung. Er ist der bewusste Gegenentwurf zur Monumentalarchitektur der Olympischen Spiele von Berlin 1936 - der Architektursprache des Nationalsozialismus - und Symbol für Demokratie, Freiheit und Mitbestimmung. Der Mensch wird in den Mittelpunkt gerückt. Die Planungsarchitekten Günter Behnisch und Günther Grzimek stellten deshalb in jeder Planungsebene vom Städtebau bis zur Detailausformung den menschlichen Maßstab in den Vordergrund. Grzimek erschuf, wie er sagte, ein „Demokratisches Grün“. Die Parklandschaft sollte von allen Besuchern genutzt werden können. Es gibt keine Zäune oder Hecken als Begrenzungen. Trampelpfade waren sogar gewünscht. Im gesamten Park sorgt das visuelle Erscheinungsbild von Otl Aicher noch heute für Orientierung unabhängig von Sprache und Nation. Auch beim Thema Wohnen im Olympiapark steht das Individuum im Fokus. Die Wohnungen des Olympiadorfs bieten bis in die Gegenwart unterschiedliche Wohnformen und sind flexibel anpassbar.
Das Zeltdach
Die Zeltdachkonstruktion gehört zur Weltarchitektur und stellt nach den Kriterien der UNESCO ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft dar. Sie ist einzigartig in der Dimension, der Transparenz und der Gestaltung. Die ingenieurtechnische Pionierleistung fasst die drei Hauptsportstätten zusammen und antwortet architektonisch auf die Modellierung der Hügel- und Seenlandschaft. Das Dach ist ein Meisterwerk des Leichtbaus und leitet eine neue Richtung der modernen Architektur des 20. Jahrhunderts ein. Bei seiner Planung wurden neuartige statische Berechnungsmodelle eingesetzt und zum Teil erstmalig entwickelt. Niemals zuvor war ein Zeltdach in dieser Bauweise und diesen Dimensionen als dauerhaftes Bauwerk realisiert worden.
Nutzung für Breiten- und Spitzensport sowie Erholung, Kultur und Wohnen
Der Olympiapark war zum Zeitpunkt seiner Entstehung ein Novum und ist auch heute einmalig in dieser Form: ein integrierter Sport-, Erholungs- und Freizeitpark, der zugleich für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung steht. Ein international bekannter Ort mitten in der Stadt, der viele Nutzergruppen und BesucherInnen gleichermaßen anspricht. Eine langfristige Nachnutzung war von Beginn an geplant. Das Olympische Dorf gilt als Modellsiedlung für das Wohnen in der Stadt.